Nepal im Lockdown: Covid-19 und seine Folgen

Ein Bericht von Dr. Karl-Heinz Krämer (Mai, 2020)

 

 

Wie die meisten Länder der Erde, so sucht auch Nepal seit Wochen nach einem Weg, sich vor einer Ausbreitung der Covid-19-Pandemie im Land zu schützen. Am 24. März 2020 hat die Regierung daher einen vollständigen Lockdown verhängt, der bereits mehrfach verlängert wurde und zur Zeit bis 18. Mai gilt. Angesichts der finanziellen, technischen und medizinischen Möglichkeiten des Landes wäre eine ähnliche Ausbreitung von Covid-19 wie beispielsweise in westeuropäischen Ländern verheerend. Vor diesem Hintergrund ist es vielleicht nicht einmal abwegig, dass sich die Regierung von Premierminister KP Oli relativ rasch zu einem drastischen Lockdown des Landes entschlossen hat.

 

In der Praxis sieht das Alltagsleben der Menschen zumindest in den Städten so aus, dass sie morgens zwischen 6 und 8 Uhr in den umliegenden Geschäften lebensnotwendige Einkäufe tätigen können. Es heißt, die meisten Geschäfte hätten dann geöffnet und der Lieferverkehr zu den Geschäften sei frei. Danach ist es niemandem erlaubt, sich ohne schriftliche Genehmigung, die nur in begründeten Ausnahmefällen erteilt wird, auf den Straßen zu bewegen. Die Polizei kontrolliert die Einhaltung dieser Vorschrift und maßt sich das Recht an, Personen, welche gegen die Ausgangssperre verstoßen, zu verhaften oder zur Strafe stundenlang auf der Stelle stehen zu lassen. Dringend notwendige Arztbesuche sind erlaubt. Wer ins Krankenhaus muss, kann dies nur mit Hilfe eines angeforderten Krankenwagens. Ansonsten ist jede Nutzung von Fahrzeugen verboten. Öffentliche Verkehrsmittel stehen ebenfalls nicht zur Verfügung.

 

Trotz  immer  lauter  werdender Stimmen  aus  der  Bevölkerung und der Wirtschaft ist die Regierung bis heute (11.Mai) bei ihrer harten Linie geblieben, hat aber in den letzten Tagen dennoch einige Lockerungen zugelassen. So hat beispielsweise in Kathmandu die Erteilung von Sondergenehmigungen zur Nutzung von Fahrzeugen deutlich zugenommen. Dies wiederum hatte zur Folge, dass es an den eingerichteten Kontrollstellen der Polizei bereits zu Verkehrsstaus kam.

 

 

Folgen des fortgesetzten Lockdowns

 

Die menschlichen und wirtschaftlichen Folgen dieser völligen Abriegelung erwiesen sich rasch als verheerend. Die Grenzen zu den beiden Nachbarländern Indien und China wurden geschlossen. Eine Überquerung der Grenzen war nicht mehr gestattet, nicht einmal für nepalische Staatsbürger, die angesichts der immer katastrophaler werdenden Zustände in Indien gerne nach Hause zurückwollten. Innerhalb des Landes wurde nicht nur ein striktes Reiseverbot verhängt, die Menschen durften ihre Häuser und Wohnungen nicht mehr verlassen, allenfalls zur Besorgung lebenswichtiger Güter. Selbst letzteres wurde oft von der Polizei unterbunden. Der Warenverkehr wichtiger Güter sollte weiterhin über die Grenzen hinweg möglich sein, doch ging er deutlich zurück. Alle Schulen und Kindergärten wurden geschlossen, anstehende Prüfungen bis auf weiteres verschoben.

 

In der Praxis bedeutete die Maßnahme, dass die meisten Menschen in Nepal nicht mehr ihrer täglichen Arbeit nachgehen konnten. Besonders hart traf dies die zahlreichen Tagelöhner, die gerade so viel verdienten, wie sie am Tag für sich und ihre Familien zum Leben brauchten. Möglicherweise wurden sie durch die staatliche Maßnahme bisher von einer Virusinfektion verschont, aber stattdessen drohte ihnen nun die Gefahr des Verhungerns. Viele von ihnen entschlossen sich in ihrer Verzweiflung zu einem Fußmarsch in ihre Heimatdörfer über oft hunderte von Kilometern; alle Transportmöglichkeiten waren ja unterbunden. Doch auch dies sollte auf Weisung von Premierminister Oli strikt verhindert werden. Es dauerte lange bis einige Heimatdistrikte dieser Menschen in Absprache mit der Regierung alternative Transportmöglichkeiten organisierten.

 

Die Wirtschaft des Landes steht vor dem Zusammenbruch. Eine staatliche Stütze der Unternehmen wie in westlichen Industriestaaten ist in Nepal nicht möglich. Für viele Betriebe könnte dies das Ende bedeuten. Aber auch um die Landwirtschaft sieht es düster aus. Eigentlich hätte die Regierung sicherstellen müssen, dass die Versorgung der Bevölkerung mit landwirtschaftlichen Produkten trotz des Lockdowns funktioniert. In der Realität aber werden selbst landwirtschaftliche Betätigungen unterbunden. Da die Regierung auch den Transport landwirtschaftlicher Güter nicht wirklich aufrechterhält, verderben die Produkte auf den Feldern. Auch Milchprodukte können nicht mehr an den Verbraucher gebracht werden. Gleichzeitig tun sich immer größere Versorgungsengpässe auf. Während die Regierung versuchte, die Versorgung durch Importe aus Indien sicherzustellen, bedeutete die fast völlige Einstellung des nepalischen Transportwesens, dass die innernepalische Wirtschaft mehr oder weniger zusammenbrach.

 

Zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen Nepals zählen der Tourismus und die Arbeitsmigration. Mit der Schließung des Internationalen Flughafens von Kathmandu passt sich Nepal lediglich entsprechenden weltweiten Maßnahmen an. Statt des erhofften Tourismusbooms mit dem für 2020 ausgerufenen Visit Nepal Year kommen nun überhaupt keine Touristen mehr nach Nepal, und das auf nicht absehbare Zeit. Wann Menschen aus den westlichen Industriestaaten wieder nach Nepal reisen dürfen und überhaupt auch können aufgrund der dann möglicherweise auch für sie völlig veränderten Wirtschaftslage in ihren Heimatländern, steht in den Sternen. Die Nach-Corona-Welt wird nicht nur für Nepal eine völlig andere sein. In Nepal bedeutet dies das vorläufige Ende eines ganzen Wirtschaftszweigs. Hotels, Restaurants, Trekking-Agenturen, Guides und Träger, ihnen allen wurde die Wirtschaftsgrundlage entzogen. Auch für Flug- und Busunternehmen sowie Taxis stellt dies einen gewaltigen Einkommenseinbruch dar.

 

Die Millionen von Arbeitsmigranten tragen schon seit langem erheblich mehr zum Bruttosozialprodukt des Landes bei als jegliche bi- oder multilaterale Entwicklungshilfe. Hier ist den nepalischen Regierungen bis heute vorzuwerfen, dass sie die Arbeitsmigration immer stärker gefördert haben, anstatt gleichzeitig auch zu versuchen, Arbeitsplätze im Inland zu schaffen. Heute befinden sich die Arbeitsmigranten in einer besonders prekären Situation, in welcher sie von der nepalischen Regierung völlig im Stich gelassen werden. Einerseits haben viele von ihnen in den Gastländern wegen der sich auch dort ausbreitenden Covid-19-Pandemie über Nacht ihre Arbeit verloren und möchten in dieser Situation gerne wieder nach Hause zurückkehren. Andererseits will die nepalische Regierung sie aber überhaupt nicht ins Land lassen. Mögliche Evakuierungsflüge, wie sie für ausländische Staatsbürger in Nepal auch unter aktiver Nutzung der Flugzeuge der Nepal Airlines organisiert werden, werden schon gar nicht in Erwägung gezogen.

 

Viele der Gastländer nepalischer Arbeitsmigranten haben ihrerseits drastische Ausgangssperren verhängt. Dies bedeutet, dass die Migranten zur Zeit vielfach ohne Arbeit und somit auch ohne Einkommen sind, so insbesondere in Katar, wo sehr viele Nepalis arbeiten. Katar hat die höchste Infektionsrate in der Golfregion. Die Arbeitsmigranten sind seit Wochen auf engstem Raum in verkommenen Unterkünften zusammengepfercht, was eine mögliche Virusinfektion fördern könnte. Auch die tägliche Versorgung mit Lebensmitteln ist nicht mehr sichergestellt.

 

Die kuwaitische Regierung wiederum hat eine allgemeine Amnestie für Arbeiter ohne Papiere angeboten, die es ihnen erlauben würde, das Land zu verlassen, ohne Bußgelder und Flugkosten zahlen zu müssen, sowie die Option, später legal wieder nach Kuwait zurückkehren zu können. Dies betrifft rund 7.000 Nepalis, die demnächst als illegale Einwanderer behandelt werden, wenn sie nicht von dieser Option, Kuwait mit finanzieller Unterstützung der kuwaitischen Regierung zu verlassen, Gebrauch machen. Da aber zumindest bis Ende April keine Flugzeuglandungen in Nepal erlaubt sind und die Oli-Regierung es bis heute ablehnt, sie mit Sonderflügen nach Nepal zurückzuholen, hängen die Migranten in Kuwait fest. Die nepalische Regierung scheint sich nicht für diese Staatsbürger zu interessieren.

 

Viele Arbeitsmigranten, die es zumindest noch bis Indien geschafft haben, erlebten die geschlossene indisch-nepalische Grenze nach dem Lockdown als unüberwindbare Barriere. Dass die Regierung ihre eigenen Staatsbürger nicht mehr ins Land lassen wollte, kam einer zumindest temporären Exilierung gleich. Sowohl die National Human Rights Commission (NHRC) als auch der Oberste Gerichtshof (Supreme Court, SC) schalteten sich ob dieser gravierenden Grundrechtsverletzung ein. Selbst heute warten noch tausende Nepalis an der indischen Grenze auf eine Einreiseerlaubnis in ihr Heimatland. Nur zeitweise wurden einige der Wartenden  ins Land gelassen oder sie überquerten die Grenze auf eigene Faust. Hier blühte ihnen dann das gleiche Schicksal wie es oben zu den heimreisenden Tagelöhnern geschildert wurde. Wurden sie von der Polizei unterwegs aufgegriffen, kamen sie in Quarantänelager. Dies mochte angesichts der erhöhten Infektionsgefahr bei aus dem Ausland einreisenden Personen rational erscheinen, doch konnte ja nicht ausgeschlossen werden, dass sie möglicherweise bereits das Virus übertragen hatten. Der einzig sichere Weg wäre eine von der Regierung gesteuerte Rückführung von Nepalis, die sich im Ausland befinden, unter Einbeziehung von Tests und Quarantäne-Phasen, und ihre organisierte Rückführung in ihre Heimatdörfer. Das aber zieht die Oli-Regierung bis heute nicht in Erwägung.

 

 

Gesundheitswesen

 

Als ein besonderes Problem erweist sich im Zusammenhang mit Covid-19 bis heute die Beschaffung von medizinischem Gerät, Testkits, Sicherheitskleidung, Masken usw. Das Tragen von Atemschutzmasken gehört in Nepal, wie in den meisten asiatischen Ländern, zum Covid-19-Alltag. Dennoch waren solche Masken bereits Anfang März Mangelware und auch heute gibt es weiterhin einen größeren Bedarf, der nicht angemessen gedeckt werden kann.

 

Gravierender noch war vor allem in der Anfangszeit die unzureichende Ausstattung von ÄrztInnen und Pflegepersonal mit Schutzkleidung. Da sie selbst mit Menschen umgehen müssen, die potenziell mit dem neuartigen Coronavirus infiziert sind, fühlten sie sich wegen des Fehlens geeigneter Handschuhe, Masken und Thermometer-Pistolen verunsichert.

 

Kritik löste auch die Ausstattung der zahlreichen Quarantäne-Stationen aus, die an vielen Stellen des Landes eingerichtet wurden. Nicht selten wurden hier nicht einmal minimale Hygieneauflagen erfüllt. Auch wurde kritisiert, dass sich diese Stationen meist in der Nähe der Distriktzentren befänden und daher für die ländliche Bevölkerung nur schwer erreichbar wären. So klagten beispielsweise in allen 109 lokalen Einheiten der Provinz 5 die dort in Quarantäne-Einrichtungen untergebrachten Personen über einen Mangel an Trinkwasser, ordentlichen Latrinen und Elektrizität. Auch hier kritisierte das Gesundheitspersonal die fehlende Schutzkleidung.

 

Obgleich der Rapid Diagnostic Test (RDT) seitens der WHO als unsicher bezeichnet wird, wird er in etwa einem Dreiviertel aller Verdachtsfälle in Nepal eingesetzt. Die Regierung will dieses Testverfahren bevorzugt nutzen, weil es in allen Distrikten des Landes angewandt werden kann. In bisher nur einem Viertel der Fälle kam die deutlich zuverlässigere PCR-Methode zum Einsatz. Diese ist aufwendig und wird überwiegend im National Public Health Laboratory in Kathmandu durchgeführt, was einen aufwendigen Transport der Proben bedingt.

 

Noch kritischer sieht es mit der Ausstattung von Beatmungsgeräten aus. Es gibt in Nepal nur etwa 360 Beatmungsmaschinen, und 260 davon befinden sich im Kathmandutal. Etwa 25 Prozent dieser lebensrettenden Geräte sind nicht funktionstüchtig, wodurch sich die Gesamtzahl der brauchbaren Beatmungsgeräte auf gut 260 reduziert. Demnach hat Nepal ein Beatmungsgerät pro 114.000 Einwohner. Es ist nicht auszudenken, was passiert, wenn es tatsächlich zu einer größeren Ausbreitung von Covid-19 im Land kommen sollte. Die mögliche Übertragung von Krankenhauskeimen stellt ein zusätzliches schweres Risiko dar.

 

Die Beschaffung von dringend benötigtem medizinischem Material erweist sich weiterhin als schwierig. Der Bedarf hierfür auf dem internationalen Mark ist groß. Nepal hat einige Lieferungen aus dem Ausland erhalten, so insbesondere aus China. Auch versucht man inzwischen Atemschutzmasken im Land selber zu produzieren. Leider darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass es wiederholt Fälle gegeben hat, in denen korrupte Elemente versucht haben, diese besondere Notlage rücksichtslos auszunutzen. Zwar wurde Anfang April die Armee mit der Beschaffung des Materials beauftragt, doch ist auch sie bis heute nicht in der Lage gewesen, diese Aufgabe umzusetzen.

 

Ein Problem der besonderen Art ist in Zeiten von Covid-19 die Vernachlässigung anderer Krankheiten. Der Monsun steht vor der Tür und bereits jetzt erhöht sich alljährlich die Zahl der Personen, die an diversen jahreszeitlich bedingten Infektionen erkranken. Nicht selten sind daher die Krankenhäuser unsicher, wenn Menschen mit Fiebersymptomen zu ihnen kommen.

 

Nepal besitzt in Bezug auf das Gesundheitswesen bekannterweise eine Zweiklassengesellschaft. So gibt es zahlreiche Privatkliniken, die mehr oder weniger gut ausgestattet, dafür aber auch teuer sind. Normalbürger können sich dort eine Behandlung meist nicht leisten. Sie sind daher auf staatliche Krankenhäuser angewiesen, die zwar deutlich billiger sind, bei denen aber die Ausstattung und oft auch die Fähigkeiten des Personals zu wünschen übriglassen.

 

In der Covid-19-Krise haben zahlreiche private Kliniken eine Behandlung abgelehnt, wenn sie den Verdacht auf eine entsprechende Viruserkrankung hatten. Es ist vorgekommen, dass auf diese Weise abgewiesene Kranke gestorben sind, ohne dass sich später eine Covid-19-Erkrankung als Todesursache herausstellte. Oft hat das Personal der Krankenhäuser auch ganz einfach Angst vor einer eigenen Ansteckung, wenn dort Covid-19-Patienten behandelt werden sollen.

 

 

Zukunftsperspektive

 

Nepal wird sich die augenblickliche Situation eines totalen Lockdown nicht länger leisten können. Die Menschen brauchen Arbeit und Nahrung und viele Wirtschaftsbereiche stehen vor dem Aus. Auch in vielen westlichen Ländern ist es bereits zu Lockerungen der staatlichen Schutzmaßnahmen gekommen. Ansätze sind in diesen Tagen ebenso in Nepal erkennbar.

 

Der Versuch der Regierung, eine Ausbreitung des Virus durch einen drastischen Lockdown des Landes zu verhindern, hätten eine wirksame Maßnahme sein können, wenn die Regierung auch die ganzen Rahmenbedingungen der Maßnahme geregelt hätte. Diesbezüglich hat die Oli-Regierung völlig versagt. Nicht nur ließen die medizinisch notwendigen Vorkehrungen in vielen Fällen zu wünschen übrig, sondern es wurden auch die wirtschaftlichen und sozialen Komponenten des rigorosen Lockdown vollkommen außer acht gelassen.

 

Glaubt man den staatlichen Meldungen zu den Covid-19-Erkrankungen, dann steht Nepal im internationalen Vergleich äußerst gut da. Bisher soll es noch keine Todesfälle gegeben haben und das Virus wurde erst bei 121 Personen nachgewiesen. Hierbei muss man allerdings berücksichtigen, dass die Zahl der getesteten Menschen weiterhin sehr gering ist. Außerdem wurde überwiegend auf das sehr unzuverlässige Schnelltest-Verfahren zurückgegriffen. Sehr viele Personen haben unkontrolliert die indische Grenze überquert. Viele sind hunderte von Kilometern durch das Land gelaufen, um in ihre Heimatdörfer zurückzukehren, ohne dass sie je untersucht wurden. Bei vielen der nachweislich infizierten Personen wurde die Infektion erst nach vielen Tagen oder gar Wochen festgestellt. Mit wem sie bis dahin alles in Kontakt gekommen waren, ließ sich meist gar nicht feststellen. Das alles legt die Vermutung nahe, dass das Virus schon wesentlich weiter im Land verbreitet ist, als es die offiziellen Statistiken aussagen. Dies könnte bedeuten, dass Nepal trotz der moderaten, offiziellen  Infektionszahlennoch größere Probleme bekommen mag.

 

Bereits jetzt ist der wirtschaftliche und soziale Schaden erkennbar, der Nepal jetzt und vermutlich über Jahre hinaus beschäftigen wird. Mit dem Tourismus und der Arbeitsmigration sind die wohl wichtigsten Standbeine der nepalischen Wirtschaft möglicherweise auf Jahre weggebrochen. Gleichzeitig hat die innernepalische Wirtschaft, insbesondere die Landwirtschaft und die Agroindustrie, in der Zeit des totalen Lockdown einen enormen Schaden erlitten. Auch die meisten der zahlreichen großen Entwicklungsprojekte sind ins Stocken geraten. Hilfsgelder aus dem Ausland werden weiterhin fließen, aber sie dürften weniger werden und müssen wohl zunächst vor allem zur Deckung der Folgekosten der Covid-19-Pandemie verwendet werden. So soll aus Deutschland beispielsweise weiterhin humanitär Hilfe geleistet werden, aber die bilaterale Zusammenarbeit – hier war Nepal ein Schwerpunktland deutscher Entwicklungshilfe – soll eingestellt werden. Hintergründe sind hierbei allerdings weniger in den Folgen von Covid-19 als in der negativen Kooperationsbereitschaft der nepalischen Regierung – Missachtung von Menschenrechten, fehlender Abschluss des Friedensprozesses, mangelnde Transparenz und ausufernde Korruption – zu suchen.

 

So sieht es zur Zeit düster um Nepals Zukunft aus. Und die Regierung muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie bei der Verhängung des Lockdown bei nur im Ansatz rationalen Maßnahmen steckengeblieben ist und die Folgewirkungen außer Acht gelassen hat.

 

 

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